Glossar
(alphabetisch)
Aktives Zuhören
Eine Kommunikationsmethode, bei der die zuhörende Person sich voll und ganz auf den Sprecher konzentriert, um dessen Botschaft vollständig zu verstehen. Es ist ein Schlüssel für empathische Kommunikation, Konfliktlösung und den Aufbau starker Beziehungen.
Autoritarismus
Ein Regierungssystem, das Macht stark zentralisiert und politische Freiheit einschränkt. Autoritarismus unterdrückt abweichende Meinungen und zivilgesellschaftliches Engagement, wodurch demokratische Mitbestimmung eingeschränkt wird. Machtmissbrauch und fehlende Transparenz sind typische Merkmale autoritärer Regime. Es gibt in diesem Sinne auch autoritäre Demokratien wie etwa in Orbans Ungarn.
Bewusstseinsbildung
Prozesse und Maßnahmen, die darauf abzielen, das Verständnis und das Bewusstsein für bestimmte Themen oder Probleme in der Gesellschaft zu erhöhen. Es ist ein wichtiger Schritt zur Mobilisierung und zum gesellschaftlichen Wandel.
Braver Spaces
Räume, in denen Menschen ermutigt werden, offen zu sprechen, Fehler zu machen und zu lernen, ohne Angst vor Verurteilung. Sie fördern Mut, Wachstum und authentischen Austausch, im Gegensatz zu "Safer Spaces", die vor allem Sicherheit und Schutz betonen.
Checks and Balances
Ein Prinzip, das die Machtverteilung in politischen Systemen sicherstellt, indem es verschiedene Institutionen gegenseitig kontrollieren lässt. Ziel ist es, Machtmissbrauch zu verhindern und eine Balance zwischen Legislative, Exekutive und Judikative herzustellen.
Commons
Gemeingüter oder Ressourcen, die gemeinschaftlich genutzt und verwaltet werden, im Gegensatz zu privatem Eigentum. Beispiele sind gemeinschaftlich genutzte Flächen, Wasserressourcen oder digitale Informationen unter offenen Lizenzen.
Community-Demokratie
Eine Form der Demokratie, in der Entscheidungen von den Menschen getroffen werden, die direkt von den Auswirkungen betroffen sind. Sie basiert auf lokaler Selbstorganisation, direkter Beteiligung und kooperativem Handeln innerhalb von Communities. Entscheidungen werden dezentral und partizipativ getroffen, um die Bedürfnisse aller Mitglieder zu berücksichtigen.
Communities
Gruppen von Menschen, die einen praktischen Bezug zueinander haben oder Lebensbereiche miteinander teilen. Sie existieren in verschiedenen Kontexten (z. B. Nachbarschaften, Vereine, Arbeitsgruppen) und sind der Grundbaustein für soziale Interaktionen und gemeinschaftliches Handeln im EoC.
Degrowth (Postwachstum)
Eine Bewegung und Denkrichtung, die wirtschaftliches Wachstum als Ziel ablehnt. Stattdessen werden Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität in den Vordergrund gestellt. Das EoC unterstützt Ansätze, die über das Wachstumsparadigma hinausgehen.
Ecosystem of Change (EoC) / Ökosystem des Wandels
Ein Netzwerk von Menschen, Communities und Initiativen, die gemeinsam an einem gesellschaftlichen Wandel hin zu Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und partizipativer Demokratie arbeiten. Das EoC versteht sich als lebendiges Ökosystem, in dem Vielfalt und Kooperation essenziell sind.
Foodcoop
Eine selbstorganisierte Gemeinschaft, die gemeinsam Lebensmittel direkt von Produzenten bezieht. Ziel ist es, nachhaltige, faire und oft auch preisgünstigere Versorgung mit Lebensmitteln zu gewährleisten.
Gewaltfreiheit
Ein Prinzip, das den Einsatz von Gewalt zur Konfliktlösung oder Zielerreichung ablehnt und stattdessen auf gewaltfreie Mittel wie Dialog, Protest oder zivilen Ungehorsam setzt. Wie beim Toleranzparadoxon gilt: Absolute Gewaltfreiheit kann problematisch sein, wenn sie genutzt wird, um Unterdrückung zu tolerieren oder Ungerechtigkeiten nicht aktiv zu bekämpfen. In solchen Fällen erfordert Gewaltfreiheit auch aktiven Widerstand gegen strukturelle Gewalt.
Gewaltfreier ziviler Widerstand
Eine Form des Protests und der politischen Aktion, die auf Gewaltfreiheit basiert. Ziel ist es, soziale und politische Veränderungen durch friedliche Mittel herbeizuführen, wie Demonstrationen, ziviler Ungehorsam oder kreative Protestformen.
Grundeinkommen
Ein Konzept, bei dem alle Mitglieder einer Gesellschaft ein regelmäßiges, bedingungsloses Einkommen erhalten, um Grundbedürfnisse abzudecken und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Es kann Zeit und Raum für Engagement in Communities schaffen.
Habitate
Die sechs Wirkbereiche des Ecosystem of Change, in denen gesellschaftlicher Wandel herbeigeführt wird:
Selbstermächtigung von Individuen
Selbstorganisation der Zivilgesellschaft
Vernetzung und Zusammenarbeit gesellschaftlicher Initiativen
Gewaltfreier ziviler Widerstand & andere Protestformen
Kunst & Kultur
Regeneration der Lebensgrundlagen
deologie
Ein System von Überzeugungen, Werten und Ideen, das die Weltanschauung einer Gruppe oder Gesellschaft prägt. Ideologien beeinflussen, wie soziale und politische Probleme wahrgenommen und angegangen werden. Sie können zur Rechtfertigung von Machtstrukturen beitragen und alternative Perspektiven ausblenden.
Kollaborative Entscheidungsfindung
Ein Prozess, bei dem Gruppen Entscheidungen treffen, die auf Konsens oder breiter Zustimmung basieren. Er fördert die Beteiligung aller Mitglieder, berücksichtigt unterschiedliche Perspektiven und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
Konsumismus
Eine Kulturerzählung, die den ständigen Konsum von Gütern und Dienstleistungen als Weg zu Glück und Erfüllung propagiert. Das EoC kritisiert diese Erzählung und setzt auf Suffizienz, gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen und Non-Kooperation mit destruktiven Konsum-Mustern.
Kreislaufwirtschaft
Ein Wirtschaftsmodell, das Ressourcen effizient nutzt, Abfall minimiert und Materialien in geschlossenen Kreisläufen hält. Es fördert Nachhaltigkeit und reduziert den Druck auf natürliche Ressourcen.
Kultur der Inspiration und Kunst
Die Anerkennung der Rolle von Kunst und kreativen Ausdrucksformen in der Motivation und im Anstoßen gesellschaftlichen Wandels. Kunst kann Emotionen wecken, neue Perspektiven eröffnen und Menschen zusammenbringen.
Kultur der Wertschätzung von Diversität und Unterschieden
Ein Prinzip, das Vielfalt als Stärke anerkennt und fördert. Es geht darum, Unterschiede in Perspektiven, Hintergründen und Fähigkeiten zu respektieren und als essenzielle Ressourcen für gemeinsames Wachstum und Innovation zu betrachten.
Kultur des Vertrauens, der Kooperation und des Teilens
Eine Kulturtechnik, die auf einem positiven Menschenbild basiert und Misstrauen sowie Konkurrenzdenken entgegenwirkt. Sie fördert gemeinschaftliches Handeln, das Teilen von Ressourcen und gegenseitige Unterstützung innerhalb von Communities.
Kulturelle Erzählungen (Narrative), Kulturerzählungen
Geschichten und Überzeugungen, die in einer Gesellschaft verbreitet sind und die Wahrnehmung und das Verhalten der Menschen beeinflussen. Das EoC arbeitet daran, destruktive Narrative zu hinterfragen und positive Geschichten zu fördern.
Soziale Kipppunkte
Momente im gesellschaftlichen Wandel, an denen kollektives Handeln und soziale Bewegungen grundlegende Veränderungen in sozialen Strukturen, Verhaltensweisen oder Institutionen auslösen. Solche Kipppunkte markieren eine Schwelle, ab der neue soziale Normen und Werte entstehen, die sich stabilisieren und weitreichende Transformationen bewirken. Das EoC zielt darauf ab, diese Kipppunkte zu erreichen, um nachhaltige und tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen.
Kulturtechniken
Neue soziale Umgangsformen und Praktiken, die das Fundament für den Umgang miteinander innerhalb der selbst organisierten Communities bilden. Sie umfassen Methoden wie Beteiligungskultur, Vertrauensaufbau, Konfliktlösung, regenerative Praktiken und eine Kultur der Wertschätzung von Diversität.
MAPA (Most Affected People and Areas)
Bezeichnung für Menschen und Regionen, die am stärksten von Klimawandel und Umweltzerstörung betroffen sind, oft im globalen Süden. Das EoC betont die Bedeutung ihrer Perspektiven und die Dringlichkeit, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und eng miteinander am globalen Wandel zu arbeiten.
Neoliberalismus
Die vorherrschende Wirtschafts-Ideologie, die auf freie Märkte, Deregulierung und Privatisierung setzt, mit dem Ziel, staatliche Eingriffe zu minimieren. Neoliberalismus verschärft soziale Ungleichheit und schwächt demokratische Prozesse zugunsten wirtschaftlicher Eliten. Er stellt wirtschaftliche Interessen über das Gemeinwohl und fördert eine Kultur des individuellen Wettbewerbs und Gegeneinanders.
Non-Kooperation
Die bewusste Entscheidung, nicht an Praktiken oder Systemen teilzunehmen, die als ungerecht oder destruktiv angesehen werden. Im Kontext des EoC bedeutet dies z. B. die Verweigerung, destruktive Konsummuster zu unterstützen oder sich von ausbeuterischen Strukturen zu distanzieren.
Partizipation
Aktive Beteiligung von Individuen oder Gruppen an Entscheidungsprozessen, die sie betreffen. Partizipation ist zentral für demokratische Prozesse und die Selbstorganisation in Communities.
Partizipative Forschung
Eine Methode, bei der Betroffene aktiv in den Forschungsprozess einbezogen werden, um gemeinsam Wissen zu generieren und Lösungen zu entwickeln. Sie fördert Empowerment und Relevanz der Ergebnisse für die Community.
Planetare Grenzen
Ein wissenschaftliches Konzept, das die ökologischen Grenzen beschreibt, innerhalb derer die Menschheit sicher agieren kann, ohne das Erdsystem zu destabilisieren. Das EoC betont die Notwendigkeit, innerhalb dieser Grenzen zu handeln.
Regenerative Kultur
Eine Kultur, die darauf abzielt, Systeme zu schaffen, die sich selbst erneuern und erhalten können. Sie legt Wert auf Nachhaltigkeit, Fürsorge, Erholung und die Schaffung von Bedingungen, unter denen Menschen und Ökosysteme gedeihen können. Regenerative Kultur fördert resiliente Gemeinschaften und einen achtsamen Umgang mit Ressourcen.
Regenerative Landwirtschaft
Eine landwirtschaftliche Praxis, die darauf abzielt, Böden zu regenerieren, Biodiversität zu fördern und Kohlenstoff im Boden zu binden. Sie ist ein Beispiel für die Umsetzung einer regenerativen Kultur und trägt zur Regeneration der Lebensgrundlagen bei.
Resilienz
Die Fähigkeit eines Systems, einer Gemeinschaft oder eines Individuums, auf Veränderungen oder Störungen zu reagieren und sich anzupassen, während grundlegende Funktionen erhalten bleiben. Resilienz ist entscheidend für nachhaltige Communities.
Selbstermächtigung
Der Prozess, durch den Individuen ihre eigene Fähigkeit erkennen und entwickeln, aktiv und wirksam am gesellschaftlichen Wandel teilzunehmen. Dies beinhaltet Selbstreflexion, Bildung und die Entwicklung von Fähigkeiten, um persönliche Werte in Handlungen umzusetzen.
Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi)
Ein Modell der Landwirtschaft, bei dem Produzenten und Konsumenten eine Gemeinschaft bilden und die Risiken sowie Erträge der Landwirtschaft teilen. Es fördert lokale Versorgung, Nachhaltigkeit und direkte Beziehungen zwischen Erzeugern und Verbrauchern.
Solidarische Ökonomie
Eine Wirtschaftsform, die auf Prinzipien wie Solidarität, Kooperation und Gemeinwohl ausgerichtet ist. Sie stellt eine Alternative zu profitorientierten Modellen dar und fördert soziale Gerechtigkeit.
Systemischer Wandel
Tiefgreifende Veränderungen in den Strukturen und Dynamiken eines Systems, die zu neuen Mustern und Ergebnissen führen. Das EoC strebt systemischen Wandel an, um nachhaltige und gerechte Gesellschaftsstrukturen zu schaffen.
Unlearning
Der Prozess des Verlernens von internalisierten Verhaltensmustern und Überzeugungen, die in einem unterdrückerischen oder destruktiven System erlernt wurden. Es ermöglicht persönliches Wachstum und die Entwicklung neuer, positiver Verhaltensweisen.
Zivilgesellschaft
Der Bereich der Gesellschaft, der von der Bevölkerung, ihren Communities, sozialen Bewegungen und Organisationen gebildet wird, unabhängig von Staat und Wirtschaft. Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Demokratie, Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit.